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Aus "Freie Presse - Zwickauer Zeitung" vom Dienstag, dem 25.05.04:

Radwandergruppe des Mülsener Heimatvereins liebt’s thematisch – Kirchentour eine Lehrstunde in Geschichte – Im August sind die Höhlen dran

Das Bild ist mehr als ungewöhnlich: Männer und Frauen in typischer Radfahrkluft überschreiten miteinander flüsternd die Schwelle der Reinsdorfer St.-Jakobus-Kirche. Der Anstand gebietet es, dass sie die knitterfreie Kopfbedeckung ausnahmsweise abnehmen. Und die Drahtesel sind freilich vor der Tür des Gotteshauses geparkt. Den Fahrradhelm in der Hand, wandern die Pedalritter gemächlich durch die Halle und die staunenden Blicke der farbenfroh gekleideten Besucher zu den wunderschönen Bleiglasfenstern, dem wertvollen Sandsteinaltar und der restaurierten Jehmlich-Orgel.

Wären die Radwanderer des Mülsener Heimatvereins eine halbe Stunde früher aufgelaufen, hätten sie sogar noch die Taufe der kleinen Helena Mühlmann miterleben können. Die ist Geschichte, schon wendet sich Pfarrer Friedemann Müller den nächsten Gästen zu. Die Radwanderer erfahren, dass es bereits im Jahr 1345 in Reinsdorf eine Pfarrkirche gab, die dem Heiligen Jakobus gewidmet war. Die heutige sei von 1889 bis 1891 gebaut worden. Warum der Altar in Richtung Osten steht und was es mit den Fenstern auf sich hat, erfahren die interessierten Radfahrer ebenso aus berufenem Mund.

Dann geht es weiter zur Härtensdorfer Kirche „Zu den drei Marien“, per Fahrrad versteht sich. Dort bekommen sie von Kirchenvorstandsmitglied Frank Mempel Wissenswertes zum Breuer-Altar und dessen Restaurierung in den Jahren 1996 bis 1998 vermittelt.

Warum die Mülsener Radwandergruppe ausgerechnet die Kirchen ansteuert? Es war eine Idee: die heißt „thematische Radwanderungen“ und ist gar nicht so neu. Nur Kilometer schinden, auf Tempo drücken und steile Berge bezwingen, das ist ohnehin nicht jedermanns Sache. Diesmal stehen eben einige Kirchen auf dem Routenplan.

Als es morgens am Zwickauer Johannisbad losgeht, sind in der Truppe um Chefradler Michael Kraft auch neue Gesichter zu finden. Dietmar und Ramona Grimm mit ihrer 15-jährigen Tochter Ramona hat das Angebot Kirchentour gelockt. Die Lichtentanner haben schon acht Kilometer in den Beinen. Dass unterwegs, am Vereinshaus in Reinsdorf Fleischermeister Frank Gaube auf dem Grill ganz weltliche Genüsse brutzelt, kommt auch der Familie sehr gelegen. Das gibt Kraft. Am Ende werden die Kilometerzähler immerhin die Zahl 45 zeigen. Und Grimms freuen sich, dass sie nicht nur Sport getrieben, sondern auch etwas für die Bildung getan haben.

Der nächste thematische Radelausflug steht auch schon fest. Am 15. August heißt es „Auf zur Höhlentour“ über 75 Kilometer. Dann geht es beispielsweise von Neudörfel über den Floßgraben zum Besucherbergwerk St. Anna am Freudenstein, das von der Interessengemeinschaft historischer Bergbau Zschorlau betrieben wird. Bis dahin können Interessenten noch ein bisschen trainieren.

(Heinz Künzel)


Himmelfahrtstour "Himmelfahrtstour" (zur Talsperre Pöhl)