Grundsätzlich begrüßt die ADFC-Ortsgruppe Zwickau die Erarbeitung des Radverkehrskonzeptes für die Stadt Zwickau.
Bei der Präsentation, die vom 9.12. bis zum 23.12.20 auf der Webseite der Stadt Zwickau nachlesbar war, handelt es sich offenbar nur um eine verkürzte Darstellung der Hauptinhalte. Dabei enthalten die ersten 15 Seiten (von 45) die Ist-Analyse bzw. das Ergebnis der Onlineumfrage. Die restlichen 30 Seiten erscheinen uns für die Darstellung der wesentlichen Inhalte völlig unzureichend. (Im Vergleich dazu hatte z.B. die Präsentation für die Auftakt-Bürgerversammlung am 28.11.2016 insgesamt 92 Seiten.)
Wir vermissen in der Präsentation eine grobe zeitliche Abfolge der im Radverkehrskonzept vorgeschlagenen Maßnahmen.
Mit Erstaunen und Verwunderung fanden wir auch keine Angaben über Kosten der geplanten Maßnahmen. Der ADFC Zwickau erwartet, dass dafür Zahlen im Radverkehrskonzept genannt werden.
Wir finden zwar Angaben zum aktuellen Radverkehrsanteil am Gesamtverkehr, aber nicht dazu, wie sich der Radverkehrsanteil in der Laufzeit des Radverkehrskonzeptes entwickeln soll. Die Angaben in der Präsentation zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes in Höhe von 9 t pro Tag entsprechen einem Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehr von 15 %, der wegen der CO2-Reduzierung ausschließlich vom Kfz-Verkehr kommen soll. Der ADFC Zwickau würde eine Entwicklung in diese Richtung sehr begrüßen, erwartet aber im Radverkehrskonzept zunächst erst einmal nachvollziehbare Zahlen.
Die Pläne in der Präsentation sind selbst für Menschen mit guten Ortskenntnissen schlecht lesbar, außerdem enthält die Präsentation auch mehrere falsche Darstellungen und einige bereits geplante oder existierende Geh- und Radwege fehlen.
Darstellungen von bzw. Äußerungen zu Fahrradstraßen vermissen wir vollständig.
Die sächsische Radverkehrskonzeption enthält einen Radschnellweg Werdau – Zwickau. Über eine Fortführung dieser leistungsfähigen Infrastruktur in Richtung Innenstadt vermissen wir Aussagen, ebenso in andere Richtungen, zum Beispiel über die Muldestraße in Richtung Wilkau-Haßlau oder in Richtung VW-Werk und Glauchau.
Wir möchten noch auf einige Forderungen hinweisen, die der ADFC bereits mehrfach angesprochen hat, ohne dass dies in das vorliegende Konzept Eingang gefunden hat:
- Freigabe der Döhnerstraße für den Radverkehr in Gegenrichtung (Einbahnstraße)
- Durchfahrt auf dem Hauptmarkt zwischen Rathaus und "Goldenem Anker" für Fahrräder wieder ermöglichen
- Schaffung der baulichen Voraussetzungen für eine Wiederfreigabe der Einfahrt von der Schedewitzer Brücke in die Äußere Schneeberger Straße für Radfahrer
- Durchgehende Wegweisung der Hauptradrouten in der Stadt, insbesondere des Marienthaler Bachwegs, beginnend am Hauptmarkt.
In Anbetracht der seit 2015 laufenden Vorbereitung und 18 Monate laufenden Erstellung des Konzeptes ist die Präsentation der Resultate sehr enttäuschend. Dass nach dieser langen Umsetzungszeit lediglich 14 Tage für die Bürgerbeteiligung eingeräumt werden - und dies in der hektischen Vorweihnachtszeit - , das zeugt von fehlendem Interesse an der Meinung der tatsächlich Fahrradfahrenden. Wir fordern deshalb eine Bürgerbeteiligung, die ihrem Namen wirklich gerecht wird – unter Vorlage des vollständigen Radverkehrskonzeptes und mit einer mindestens 4-wöchigen Auslegung.
Hier findet ihr die: ausführliche Stellungnahme.